Mit 40 nochmal in Ausbildung?!

Ingrid Hofmann im Gespräch mit Martin Seiler, Vorstand Personal Deutsche Bahn und Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf dem Wirtschaftsgipfel Deutschland 2021

Im Gespräch: Martin Seiler, Vorstand Personal Deutsche Bahn, Ingrid Hofmann und Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit.

Ingrid Hofmann ist ein großer Fan der dualen Ausbildung. Darum bieten wir im Unternehmen drei Ausbildungen an: für Personaldienstleistungskaufleute, Kaufleute für Büromanagement und Fachinformatiker für Systemadministration. Erfreulicherweise konnten wir in diesem Jahr viele junge Leute für unsere Stellen gewinnen, haben aber auch aktiv gesucht.

Doch die allgemeine Situation ist kompliziert. Einerseits finden einige Jugendliche keine Lehrstelle; andererseits klagen Betriebe über unbesetzte Ausbildungsplätze. Arbeitgeber beanstanden mangelnde Ausbildungsreife oder Ausbildungen werden vorzeitig beendet.

„Die duale Ausbildung darf nicht in die Knie gehen“, meint auch Daniel Terzenbach. Er will die Berufsberatung für Jugendliche weiter optimieren. Zudem unterstützt die BA Projekte, um Ausbildung zu fördern.

Die Deutsche Bahn reagiert auf die fehlende Ausbildungsreife, indem sie zehnmonatige Vorbereitungskurse anbietet. Thomas Seiler; Personalvorstand der DB, betonte außerdem: Mitarbeiter sollten den Willen haben, sich berufsbegleitend weiterzuentwickeln. Sogar eine zweite Berufsausbildung mit 40 Jahren ist für ihn vorstellbar, um Berufsfähigkeit oder Aufstiegsmöglichkeiten zu erhalten.

Um die Attraktivität von angebotenen Ausbildungsplätzen zu erhöhen, gewährt ein Großteil der Ausbildungsbetriebe ihren Auszubildenden Sach- oder Geldleistungen zusätzlich zur Ausbildungsvergütung“, sagt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Das ist auch einer unserer Wege. Erst letzte Woche waren unsere Auszubildenden bei Joey Kelly auf einem zweitägigen Seminar. Dort erlebten sie Themen wie Führung, Vertrauen, respektvolle Kommunikation oder Teamarbeit anders als gewohnt. Die Resonanz war hervorragend. Für das kommende Jahr planen wir weitere Aktivitäten.

Wir haben gemeinsam viel zu tun. Es gibt Mangelberufe, sei es in der Lebensmittelbranche, in der Pflege etc. Berufe, die auf längere Sicht sichere Arbeitsplätze bieten.

Doch würde man Ingrid Hofmann fragen, nach welchen Kriterien man seinen Beruf auswählen sollte, antwortet sie: „Nach dem eigenen Interesse, nach dem, was für einen selbst sinnstiftend ist und was einem Spaß macht. Ein Beruf, in dem man sich einbringen und entwickeln will. Denn: Noch immer verbringt man einen Großteil seiner Lebenszeit im Beruf.“